Schleim der Worte

Dienstag, Juni 01, 2004

Tot geglaubt

Alles hätte so schön werden können im Wind.
Mineralwasser quellen aus seiner Hand.
Das zersplitterte Glas zerschneidet ihn, gleichgültig wie er ist.

Es reizt ihn nicht. Nein, Schmerzen nicht und Freude nicht.
Es könnte sein, daß er bereits tot ist, könnte man meinen,
wie er das selbst manchmal glaubt.

Just in diesen Momenten aber, da er glaubt, weiß er, daß dieser Glaube Trug ist,
weil Tote nicht glauben.

Er setzt sich auf seinen Rasen, Seerosen rasen.
Er versinkt ein wenig darin - nicht weiter tragisch.
Er lächelt, als seine Hand ihm bis zum Wasser reicht.
Sein Lächeln versinkt.
Seine Ohren sausen.

Zum Glück trägt er eine Sonnenbrille.
Dann blendet das Wasser nicht so.
Seine Locken saugen es schwammartig auf:
Das wäre beinahe schiefgegangen, er hätte sie vorher entfernen sollen.

Doch seine nun rot sprudelnde Hand hat ihn gerettet.
Er ertrinkt in seinem eigenen Blut.
Und fast wäre es ihm gelungen, in dem Moment in dem er starb,
zu glauben, daß er es täte.

So aber war er schon tot und Tote glauben nichts.

(c) Jörn Bielewski