Schleim der Worte

Dienstag, Juni 01, 2004

Kleine Romanze



'Ich packe Dich! Ich werd' schon fertig mit Dir!'
- Sie sagte nichts...
und doch schien alles an ihr meinen Ausruf lächerlich zu machen.

'Du wirst schon sehen! Dann liegt uns die Welt zu Füßen!'
Ein Lichterschimmer erweckte plötzlich einen Schatten auf ihr, einen
Schatten, der mich glauben machte, sie grinse mir unverholen ins Gesicht.
Blanker Hohn schlug mir entgegen.

Ich packte sie fester, zog sie an mich.
- Sie wehrte sich nicht. Glühend blitzte sie mich an.

Das war wieder einer ihrer miesen Tricks.
'Wir wissen doch beide, wie das endet', schien sie zu flüstern.
Jeder Millimeter ihres blanken Körpers schien das zu sagen.

'Diesmal nicht! Nicht mit mir!'
Ich wehrte mich verzweifelt gegen die erregierende Macht,
die von ihr ausging, unmenschlich.

Ich holte tief Luft.
Immer noch lag sie regungslos in meinen Armen.
Irgendwie ging eine schleichende Kälte von ihr aus.
Diesmal würde sie tun, was ich von ihr verlangte.

Ich schmiegte sie an mich,
ließ sie mein fieberndes Herz spüren.
'Ich liebe sie', durchzuckte es mich.
Sie und keine andere.
Auch wenn sie mich so wenig versteht.
Doch mehr, als jede andere.

Ich umklammerte ihren Hals, spitzte meine Lippen.
Mein Atem flackerte.
- Sie schien nicht zu atmen.

'Auf diesen Augenblick, Liebste, habe ich so lange gewartet.'
Ich atmete nochmals tief ein.
Dann führte ich meine Lippen langsam an sie heran.
Als wir uns berührten, durchzuckte es mich erneut.

Sie schien nichts dergleichen zu verspüren.
Meine Erregung schien sie nicht zu bemerken.
Ich entbrannte in glühender Wollust zu ihr.
- Ihr schien das gleichgültig zu sein.

Langsam, ganz langsam und unendlich zart
begann ich ihr meinen heißen Atem einzuhauchen.
Und während der Hauch meines Körpers sie durchflutete,
schien sie zum ersten mal in dieser Nacht zum Leben zu erwachen.

Als meine Hände überaus vorsichtig und zärtlich
verspielt über ihren Körper glitten,
erklang plötzlich eine sanfte, zarte und
traumhaft schöne Melodie,
ganz leise.

Ich stand auf, zog sie hoch.
Noch immer umklammerte ich sie,
doch nun fügte sie sich willig in mein Liebesspiel.
Wir wogten unsere Körper langsam im Schimmer der betörenden Musik.
Noch immer hafteten meine Lippen an ihr.

Ich hatte sie eingefangen und ihr das entlockt, was sie geben konnte,
was der Sinn ihres Bestehens war.
Heiß und flatternd spürte ich ihren wallenden Atem
auf meinen Händen.
Bezaubernd klang die Musik.
Die Welt lag uns zu Füßen.
Mir und meinem Saxophon.


(c) Jörn Bielewski